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Historische Wegverbindungen neu gestaltet

Wiederbelebung des Michaelsbergs in Siegburg

Fach-/Objektbericht

HISTORISCHE WEGVERBINDUNGEN NEU GESTALTET

Alte Parkanlagen sind wertvolle Zeitdokumente für die Orts- und Raumplanung. Sie zu erhalten und für die Bevölkerung wieder nutzbar zu machen steht für viele Kommunen ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Stadt Siegburg hat jetzt die historischen Grünflächen und Gartenanlagen am Michaelsberg nach altem Vorbild wieder instandgesetzt. Die Neuanlage der Wege erfolgte mit objektbezogenem Gestaltungspflaster von KANN. Die umfangreichen Planungsarbeiten wurden vom Atelier Esser aus Rheinbach ausgeführt.

1.000-jährige Geschichte
Der Michaelsberg mit der Burg- und Klosteranlage liegt an prominenter Stelle in der Stadtmitte von Siegburg. Die ursprüngliche Benediktinerabtei wurde 1064 von Erzbischof Anno II. von Köln gegründet. Sie bestand – mit Ausnahme der Zeit zwischen der Säkularisation 1803 und der Neugenehmigung durch den Staat Preußen – bis in das Jahr 2011. Zwischenzeitlich wurden die Klostergebäude ab 1825 als „Erste Rheinische Irrenheilanstalt“ und anschließend als Zuchthaus genutzt. Während des 2. Weltkriegs zerstörte ein Bombenangriff 1944 die Abtei nahezu vollständig. Nach dem Wiederaufbau kehrten die Mönche zurück, bis der Konvent die Abtei Michaelsberg im Juni 2011 schloss. Seit 2017 beherbergen die Gebäude nach einem umfangreichen Umbau das Katholisch Soziale Institut der Erzdiözese Köln (KSI).

Ein vergessenes Juwel

Ein Großteil des heutigen Grünzuges geht auf die Außenanlagen der Heilanstalt zurück. In dieser Zeit entstand der „Garten des Direktors“, der als Terrassengarten angelegt wurde. Teilbereiche nutzten die Kranken zu Therapiezwecken. Außerdem entstand bereits im Jahr 1914 ein Spielplatz am Fuß des Berges. Ein Rundweg führt bis zur Klosteranlage auf dem Gipfel. Aufgrund der historischen Bedeutsamkeit unterliegen die gesamten Freiflächen heute der Gartendenkmalpflege. Sie sind zudem als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung sollte das Areal im Zuge der Umbauarbeiten am Kloster wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aufgrund des Wildwuchses war die Sicherheit nicht mehr komplett gegeben, sodass Teilbereiche gesperrt waren. Es galt, die inzwischen überwucherten und zum Teil nicht mehr erkennbaren historischen Wege und Plätze am Michaelsberg wieder erlebbar zu machen. Gemeinsam mit der Siegburger Bevölkerung entstand ein Gesamtkonzept. Als Grundlage dienten alte Pläne aus den Jahren 1867 und 1914. Sie ermöglichten eine detailgetreue Herausarbeitung der historischen Strukturen, die alle geschichtlichen Abschnitte am Michaelsberg erkennen lassen. Mit der Planung wurde schließlich Dipl.-Ing. Clemens Esser vom Atelier Esser in Rheinbach bei Bonn beauftragt.

Vielfältige Vorgaben

Zunächst galt es, die Spontanvegetation aus Pappeln, Bergahornen und Akazien zu entfernen. Die Bäume waren auf dem brüchigen, gesteinshaltigen Boden nicht mehr standsicher. Bei den Arbeiten wurde historische Bausubstanz freigelegt, wie beispielsweise die alte Stadtmauer sowie die Bastion aus dem 30-jährigen Krieg. Sie wurde im Zuge der Neugestaltung als Bodendenkmal mit Betonpflastersteinen sichtbar gemacht. Die neuen Wege sollten hell und übersichtlich sein, vorhandene Angsträume wurden zurückgebaut.

Das Wegenetz am Michaelsberg besteht aus einem Hauptweg und verschiedenen Verbindungswegen. Es ist Teil eines regionalen Radwegenetzes und damit zur Nutzung von Fußgängern und Radfahrern ausgelegt. Entsprechend ist die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Die Neuplanung sah vor, den Hauptweg mit Betonsteinpflaster zu befestigen. Auf importierten Naturstein sollte explizit verzichtet werden. Die Verbindungswege erhielten eine wassergebundene Decke aus regionalem, beigefarbenem Kalksplitt. Der helle Beigeton wurde vom Gartendenkmalschutz vorgegeben. Die Wege sollen keine markante Inszenierung bilden, sondern sich vielmehr der Landschaft unterordnen. Um eine einheitliche Optik zu erzielen, war die Pflasterung des Hauptweges farblich an die Splittoberfläche der Verbindungswege anzupassen. In gleicher Farbe sollte die Pflastereinfassung der Wege erstellt werden. Nach einer entsprechenden Bemusterung entschieden sich die Verantwortlichen für das Gestaltungspflaster Germania linear von KANN sowie passende Rinnensteine zur Ableitung des Oberflächenwassers. Beide wurden objektbezogen gefertigt.

Historische Wegverbindungen

Mit Germania linear

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Optik & Bauvorgaben auf einen Nenner gebracht

Germania linear vereint sämtliche Vorgaben, die an die Wegbefestigung gestellt wurden. Neben der farblichen Anpassung an die verwendeten Baumaterialien sollte das Betonsteinpflaster ohne Verzahnungs-Nocken auskommen. Nur so war es möglich, die geschwungenen, radialen Wegeverläufe mit Pflastersteinen auszuführen. Speziell im Bereich des Terrassengartens verläuft der Weg über Serpentinen.

Eine weitere Vorgabe sah den Einsatz von Steinen ohne Fase vor (randscharfe Steinecken und Seiten). Auf diese Weise wird die Fuge zwischen den Steinen optisch minimiert und der Weg erscheint eher als monolithische Einheit denn als Pflasterfläche. Auch dies reduziert den optischen Unterschied zwischen den wassergebundenen Flächen und Pflasterflächen. Zudem wird hierdurch die Überrollqualität der Flächenbefestigung gesteigert. Dies ist insbesondere für Skater und Radfahrer wichtig, aber auch für Familien, die mit kleinen Kindern mit Bobby-Cars unterwegs sind. Gleichzeitig verringert diese Steinausführung die Lärmentwicklung beim Überrollen der Pflasterfläche. Gepflastert wurde in Richtung des Wegeverlaufs im Läuferverband und unter exakter Einhaltung des Rastermaßes. Auch dies setzt ein hohes Maß an Fertigungsgenauigkeit der Steine voraus, die von KANN exakt eingehalten wurde.

Auf den Gefällestrecken bilden Ablaufrinnen den Übergang zwischen den gepflasterten Wegstrecken und den mit Splitt befestigten Wegbereichen. Sie wurden mit speziellen, farblich passenden Rinnensteinen erstellt, die das Niederschlagswasser über eine leicht angeschrägte Oberfläche und einen schmalen Kanal sicher ableiten. Die Rinnen laufen über die gesamte Wegbreite und führen noch ein kurzes Stück über den Rand hinaus. Damit ist eine optimale Versickerung des Niederschlagswassers an Ort und Stelle auch bei stärkeren Regenereignissen gewährleistet.

Wege als verbindendes Element

Das Wegesystem verknüpft die verschiedenen Nutzungsbereiche des Berges, wie die Streuobstwiesen, Spielwiesen, die Outdoor-Sportfläche, Terrassengarten, Spielplatz, historische Bastion, Rosengarten, Johannes- und Felsengarten. Gleichzeitig dient es als sichere, beleuchtete, innerstädtische Laufstrecke für Schul- und Freizeitsport.

Verschiedene klima-resiliente Baumarten wurden neu angepflanzt und flankieren jetzt die Wege. Auch Blühstreifen aus gebietseigenen Wildblumen und Wildgräsern begleiten die Ränder. Auf diese Weise werden die Wege nicht nur zur Infrastruktur für den Menschen, sondern stehen mit ihrer Begleitflora auch als Bienenweide zur Verfügung. Die Förderung der lokalen Insektenentwicklung findet im Terrassengarten ein neues Zentrum. Hier wurden neben der Wildblumen- und Wildgräseransaat auch über 5.000 Stauden und 1.500 Blumenzwiebeln gepflanzt.

Damit werden die Wege mit ihren begleitenden Ansaaten und Beetflächen das Zentrum und der Ausgangspunkt für den grünen Saum, der die Stadt Siegburg durchziehen soll. Er wird im Rahmen des ISEK-Programms initiiert und umgesetzt.

Fazit

Am Michaelsberg in Siegburg ist es gelungen, eine alte Parkanlage nach historischem Vorbild wieder neu zu erstellen und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Dazu wurde auch das ursprüngliche Wegenetz ertüchtigt. Es verbindet jetzt nicht nur die einzelnen Anlagen und Freizeitbereiche innerhalb des Parkgeländes, sondern ist Teil des regionalen Radwegenetzes. Mit dem objektbezogen gefertigten Gestaltungspflaster Germania linear sowie den passenden Rinnensteinen waren die KANN Baustoffwerke in der Lage, die Planungsvorgaben für das Betonsteinpflaster exakt umzusetzen. Das gesamte Wegenetz profitiert so durch eine einheitlich wirkende optische Gestaltung und fügt sich bestens in das Gesamtkonzept ein.

Bautafel

Objekt

Grünanlage Michaelsberg
Siegburg

BauherrStadt Siegburg
Planung gesamt

Atelier Esser,
Ingenieure und Landschaftsarchitekten
Von-Wrangell-Straße 6
53359 Rheinbach

Bauleitung

Dipl.-Ing. Clemens Esser
Landschaftsarchitekt
53359 Rheinbach

Ausführung

1.BA:
Fa. Losem GmbH, Garten & Landschaftsbau,
Siegburger Str.86,
53639 Königswinter

2.BA:
Fa. Gräfe Garten- & Landschaftsbau GmbH,
Mainzer Str. 328,
53179 Bonn

3. BA:
Fa. Jüngling GaLa-Bau GmbH,
Fuchshofener Str.19,
53520 Reifferscheid

 

Material

ca. 5.100 m² Germania Linear 21/14/8 cm
Objektfarbe Kalksteinbeige

ca. 490 m² Germania Linear 21/14/8 cm
anthrazit

ca. 1150 m² Rinnenstein 24/16/8 cm
Objektfarbe Kalksteinbeige

ca. 140 m² Rinnenstein 24/16/8 cm
anthrazit

Lieferant

KANN GmbH Baustoffwerke
56170 Bendorf
www.kann.de