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Die essbare Stadt Andernach

Interview mit Lara Lindermann

Garten-News

Interview mit Lara Lindermann

Im KANN-Magazin werfen wir heute einen Blick auf ein außergewöhnliches städtisches Projekt, das Nachhaltigkeit und Gemeinschaftsgefühl in den Mittelpunkt stellt: die „Essbare Stadt Andernach“.

Das sagt Ihnen nichts? Wir erklären es Ihnen gerne. Die „Essbare Stadt Andernach“ ist ein innovatives Projekt, bei dem öffentliche Grünflächen mit essbaren Pflanzen wie Obst, Gemüse und Kräutern bepflanzt werden, die allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung stehen. Es fördert nachhaltige Stadtgestaltung, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und sensibilisiert die Bevölkerung für ökologische Themen. Lara Lindermann, Leiterin des Sachgebiets Umwelt und Nachhaltigkeit der Stadt Andernach, war gerne für ein Interview bereit, um dieses tolle Konzept vorzustellen, das die Stadt in ein lebendiges Modell für urbane Landwirtschaft verwandelt hat. Dabei spricht sie über die Entstehung, die Herausforderungen und Erfolge dieses Projekts.

Das Interview führte Andreas Rosbach, Autor des KANN Magazins. Viel Spaß beim Lesen!

Frau Lindermann, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Ihr Projekt „Essbare Stadt“ ist ja seit vielen Jahren ein großer Erfolg in Andernach. Wie ist die Idee für dieses Projekt entstanden?

Lara Lindermann: Das Projekt „Essbare Stadt“ entstand aus dem Wunsch heraus, unsere Stadt nachhaltiger und lebendiger zu gestalten. Die Ursprünge liegen im Jahr 2007, als man begann, ein Konzept der Permakultur im Stadtteil Eich umzusetzen. Im Rahmen des Förderprojekts „Rheinland-Pfalz Mach mit“ plante man, eine Fläche als Lernort und Treffpunkt zu nutzen. Die Idee war, ein Modell für nachhaltige Stadtgestaltung zu schaffen, das sowohl ökologisch als auch ästhetisch wertvoll ist. Die erste Phase dieses Projekts beinhaltete die Schaffung eines Gemeinschaftsgartens, der es den Bürgern ermöglichte, gemeinsam zu gärtnern und von den Ergebnissen zu profitieren.

Können Sie uns mehr über die ursprünglichen Ziele und die Vision hinter dem Projekt erzählen?

Lara Lindermann: Die Vision war es, die Stadt nicht nur grüner, sondern auch funktionaler zu gestalten. Man wollte nicht nur schöne Grünflächen schaffen, sondern solche mit praktischem Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger. Dazu zählten essbare Pflanzen wie Gemüse und Kräuter, die nicht nur die Stadt verschönern, sondern auch den Bürgern zur Verfügung stehen sollten. Ein wichtiges Ziel war es auch, das Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung zu schärfen und einen Beitrag zur urbanen Biodiversität zu leisten.

Gab es anfangs Widerstände oder Bedenken seitens der Stadtverwaltung oder der Bürger?

Lara Lindermann: Ja, anfangs gab es durchaus Bedenken. Einige Mitglieder des Stadtrats und auch Bürger waren skeptisch und fragten sich, ob das Projekt nicht nur eine vorübergehende Modeerscheinung sei. Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet und der Nutzen des Projekts klar kommuniziert werden. Mit der Zeit, durch die positiven Rückmeldungen und den sichtbaren Erfolg, wuchs die Akzeptanz und das Projekt konnte sich fest etablieren.

Andernach war die erste Stadt in Deutschland mit diesem Konzept. Wie haben Sie es geschafft, andere Städte für dieses Modell zu begeistern?

Lara Lindermann: Der Erfolg und die mediale Aufmerksamkeit haben dazu beigetragen, dass andere Städte auf Andernach aufmerksam wurden. Einige Stadtvertreter haben Andernach besucht, um sich von dem Modell inspirieren zu lassen. Neben vielen anderen Interessierten hatten wir in diesem Jahr sogar Besuch aus Japan und Brasilien, das war schon eine tolle Sache. Regelmäßige Berichte über unsere Erfahrungen und Erfolge haben dazu beigetragen, dass immer mehr Städte das Konzept übernommen haben. Es ist erfreulich zu sehen, wie sich die Idee der „Essbaren Stadt“ verbreitet hat und viele Städte ähnliche Projekte umsetzen.

Wie organisieren Sie die Pflege und den Unterhalt der Flächen?

Lara Lindermann: Die Pflege der Flächen wird durch die Perspektive gGmbH übernommen, die unter anderem Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge beschäftigt. Diese Organisation ist für die tägliche Pflege der Beete verantwortlich, dazu gehört das Gießen, Unkrautjäten und Ernten. Die Stadt Andernach koordiniert die Aktivitäten und sorgt dafür, dass die Flächen gut gepflegt und in einem optimalen Zustand gehalten werden.

Wie werden neue Flächen oder Erweiterungen geplant und entschieden?

Lara Lindermann: Neue Flächen oder Erweiterungen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister und dem Stadtrat geplant. Es werden Vorschläge entwickelt und dem Stadtrat präsentiert, der dann die finanziellen Mittel und die Zustimmung für die Umsetzung bereitstellt. Dieser Prozess stellt sicher, dass alle Aspekte berücksichtigt werden und dass die Erweiterungen gut durchdacht und finanziell tragbar sind.

Wie wichtig sind Kooperationen mit Schulen und Kindergärten für das Projekt?

Lara Lindermann: Sehr wichtig sogar! Ein Beispiel dafür ist der 2024 ins Leben gerufene „Kartoffelwettbewerb“, bei dem jede interessierte städtische Schule und jeder Kindergarten einen Pflanzturm und eine Kartoffel zum Großziehen erhalten hat. Diese Initiativen zielen darauf ab, Kinder und Jugendliche frühzeitig in das Thema Nachhaltigkeit und die Freude am Gärtnern einzubinden. Durch solche Aktionen wird das Bewusstsein für natürliche Kreisläufe gefördert, und die jungen Teilnehmer können aktiv zur Essbaren Stadt beitragen, was das Gemeinschaftsgefühl und die Identifikation mit dem Projekt stärkt.

Können Bürger sich aktiv in das Projekt einbringen?

Lara Lindermann: Ja, Bürger können das Projekt auf verschiedene Weise unterstützen. Sie können die Flächen besuchen und dort selbst Gemüse ernten. Zudem werden regelmäßige Veranstaltungen sowie Führungen über die Touristeninfo angeboten, bei denen Interessierte mehr über das Projekt erfahren können.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts?

Lara Lindermann: Eine der größten Herausforderungen war sicherlich die Finanzierung. Oft war Kreativität gefragt, um die notwendigen Mittel zu sichern und die Projekte innerhalb des Budgets zu realisieren. Auch die kontinuierliche Pflege der Flächen ist eine Herausforderung, da sie regelmäßige Aufmerksamkeit erfordert. Eine weitere Herausforderung war die Überzeugungsarbeit, sowohl bei der Stadtverwaltung als auch bei den Bürgern, um die Bedeutung und den Nutzen des Projekts klarzumachen.

Wie hat sich das Projekt auf das Leben in Andernach ausgewirkt?

Lara Lindermann: Das Projekt hat die Stadt auf vielfältige Weise bereichert. Es hat nicht nur das Stadtbild verschönert, sondern auch einen praktischen Nutzen für die Bürger geschaffen. Die Stadt wird als Vorreiter in der nachhaltigen Stadtgestaltung wahrgenommen und hat durch die Nutzung der Flächen ein starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Auch die positive Resonanz in den Medien und bei Besuchern hat zur Aufwertung der Stadt beigetragen.

Haben Sie Ratschläge für andere Städte, die ähnliche Projekte umsetzen möchten?

Lara Lindermann: Mein Rat wäre, klein anzufangen und sich Unterstützung von der Stadtverwaltung und der Bevölkerung zu sichern. Es ist wichtig, die Idee gut zu kommunizieren und die Menschen von den Vorteilen zu überzeugen. Eine gute Planung und Organisation sind entscheidend, ebenso wie eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit. Die Beteiligung der Bürger und die Einbindung in den Prozess tragen wesentlich zum Erfolg des Projekts bei.

Wie groß ist Ihr Team und wie koordinieren Sie die verschiedenen Aufgaben?

Lara Lindermann: Die Größe des Teams variiert je nach Phase des Projekts. In der Regel besteht unser Team aus Mitarbeitern der Perspektive gGmbH, der Stadtverwaltung und weiteren Partnern. Es gibt regelmäßige Treffen, um die Aufgaben zu koordinieren und sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind. Die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb des Teams sind entscheidend für den reibungslosen Ablauf des Projekts.

Frau Lindermann, vielen Dank für das informative Gespräch und die Einblicke in das Projekt „Essbare Stadt“.

Lara Lindermann: Es war mir eine Freude, mit Ihnen über unser Projekt zu sprechen. Ich hoffe, dass es auch andere Städte inspiriert und dazu beiträgt, mehr Menschen für nachhaltige Stadtgestaltung zu begeistern.

Wenn Sie der „Essbaren Stadt Andernach“ einen Besuch abstatten möchten und sich im Vorfeld ein paar Eindrücke von dem verschaffen möchten, was Sie erwartet, legen wir Ihnen gerne den Instagram-Kanal Andernach.begeistert ans Herz. Hier finden Sie unter Garantie mehr als genug visuelle Motivation für Ihren nächsten Besuch in Andernach.

Das Team der KANN Baustoffwerke wünscht Ihnen viel Spaß!

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